DAS PROJEKT DRAUßENSCHULE

Projektziele

Die Idee, den Klassenraum im Regelunterricht zu verlassen und stattdessen schulnahe Natur- und Kulturräume aufzusuchen ist seit den 1990er Jahren in den skandinavischen Ländern stark verbreitet und etabliert. In Deutschland dagegen ist diese Unterrichtsform eher unbekannt.

"Natur unmittelbar erleben, Vielfalt entdecken, in Bewegung sein, den Blick schärfen, Verstehen und Handeln können. Regelmäßige „Wandertage“ in schulnaher Umgebung bieten unglaublich viele Lern- und Erfahrungschancen. Die Schüler und Schülerinnen lernen genau hinzuschauen. Sie schärfen ihren Blick für Details und nehmen Veränderungen der natürlichen Umgebung im Jahresverlauf oder durch andere Einflüsse bewusst und reflektiert wahr. Das öffnet den Blick für die Zusammenhänge, Einflüsse und Abhängigkeiten in der Natur. Außerschulische Lernerfahrungen verbunden mit Bewegung und gemeinsamem Naturerleben wirken sich zudem positiv auf das Lernen allgemein und das soziale Miteinander in der Schule aus.

Diese Erfahrung haben viele Schulen in Skandinavien mit dem Modell der Uteskole, der „Draußenschule“, gemacht. Hier setzt das Projekt „Schulwandern“ des Deutschen Wanderverbandes und seines wissenschaftlichen Projektpartners, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, an. Schulen in ganz Deutschland sollen angeregt werden, regelmäßige Draußentage und Wander-Aktivitäten zur biologischen Vielfalt einzuführen und als selbstverständliche Ergänzung zur abstrakten Wissensvermittlung in den Schulalltag einzubinden.

Ziel ist es bundesweit Schüler/-innen, Lehrer/-innen und weitere Projektbeteiligte stärker für die Bedeutung und Schutzwürdigkeit der biologischen Vielfalt zu sensibilisieren. Auf diese Weise sollen sie letztlich auch befähigt werden, gesellschaftliche Verantwortung für die biologische Vielfalt zu übernehmen, die auf eigener Natur-Erfahrung beruht.

Unter Federführung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz werden an drei Modellschulen bundesweit regelmäßige Schulwanderaktivitäten nach dem Konzept der skandinavischen Draußenschule implementiert und evaluiert. Die drei Modellschulen fungieren als Best-Practice-Beispiele und sollen wichtige Impulse für eine bundesweite Entwicklung geben."

(Quelle: Deutscher Wanderverband)

 

Die Grundschule Lichterfelde war Modellschule

Die LehrerInnen der Grundschule Lichterfelde erfuhren im Frühjahr 2014, dass ihre Bewerbung zum Modellprojekt „Schulwandern – Draußen erleben – Vielfalt entdecken – Menschen bewegen“ als eine von drei Grundschulen in Gesamtdeutschland erfolgreich war.

Ab dem Schuljahr 2014/2015 wird nun in der ersten und zweiten Klasse der Grundschule Lichterfelde für einen Tag in der Woche diese besondere Unterrichtsform praktiziert. Einige Treffen mit Vertretern der Uni Mainz und dem Deutschen Wanderverband halfen dem Lehrerkollegium bei der Orientierung für diese neuen Aufgaben. Um auch praxisnah tätig zu werden, fand in den Sommerferien 2014 eine 2-tägige Fortbildung an der Grundschule statt.

 

Fotos: Grundschule Lichterfelde

 

Die Teilnehmer wurden zum "Zertifizierten Schulwanderführer“ ausgebildet. Daran nahmen alle Pädagoginnen, der Schulleiter, der Netzwerker für die Draußenschule und der Vorsitzende der Schulkonferenz teil. Unter Leitung von Mitgliedern des Deutschen Wanderverbandes galt es am ersten Tag, die biologische Vielfalt in der Natur zu erkunden sowie pädagogische Ansätze und Motivationsfaktoren für die Draußenschule zu finden. In der praktischen Arbeit übten die LehrerInnen die Orientierung im Gelände mit Karte und Kompass und übten den Umgang mit dem GPS-Gerät. Über die Entwicklung und die Erfahrungen der Draußenschule in den skandinavischen Ländern berichtete ein Mitarbeiter der Universität Mainz. Am zweiten Tag fand die Fortbildung unter dem Motto „Wandern gehen – Wunder sehen“ statt. Eine Herausforderung für alle TeilnehmerInnen war die fünfstündige Wanderung durch die Wälder und Felder rings um Lichterfelde. In Gruppenarbeit erkundeten die Anwesenden unterschiedliche Pflanzen, untersuchten diese auf besondere Merkmale und staunten, wie viele Kleintiere auf einer Wiese zu sehen sind. Als Aufmunterung und Lockerung dienten vielfältige Waldspiele. In einer praktischen Prüfung erstellten alle Gruppen eine Waldcollage aus unterschiedlichen Naturmaterialien. 

Fotos: Grundschule Lichterfelde

 

Den Abschluss bildete eine umfangreiche Ideensammlung, die für den späteren Unterricht wertvoll ist. Für alle Teilnehmer waren diese zwei Tage sehr lehrreich. Sie sensibilisierten sie für die Vielfalt der Natur und ihre „Schätze“. Es wurden viele Anregungen für die Unterrichtsinhalte der ersten und zweiten Klasse gegeben.

 

=> Kleine Doku aus dieser Zeit: "Draußenschule in Bildern" von Wolfram Wehrmann